Hannover. Nachdem das Statistische Bundesamt für November 2021 einen bundesweiten Anstieg der Baupreise von 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verkündet hat, legt das Niedersächsische Landesamt für Statistik noch eine Schippe drauf. Nach seinen Berechnungen sind zwischen Nordsee und Harz die Baukosten für Wohngebäude von November 2020 bis November 2021 um 15,5 Prozent gestiegen. Die Instandhaltung von Wohngebäuden hat sich um 16,5 Prozent und die Gestaltung von Außenanlagen um 11,9 Prozent verteuert.
Dazu Dr. Susanne Schmitt, Direktorin des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw):
„Diese Preisexplosion sucht ihresgleichen. Und sie gefährdet aktuell den sozialen Wohnungsbau im ganzen Bundesland. Zumal Teilgewerke wie Zimmer- und Holzarbeiten, Kosten für Entwässerungskanäle und Preise für Heizungs-, Lüftungs- und Warmwasseranlagen sogar deutlich über dem Durchschnittswert liegen.
Dieser massive Anstieg der Baukosten trifft vor allem die sozialorientierten Vermieter in unserem Verband, die bezahlbare Wohnungen anbieten. Sie können Preissteigerungen nicht ohne Weiteres an ihre Mieterinnen und Mieter weitergeben. Vielfach werden bereits geplante Neubau- oder Sanierungsprojekte aus Kostengründen verschoben.
Wenn ein Rohbau heute 17,5 Prozent mehr kostet, eine gedämmte Fassade 14,0 Prozent teurer ist und die Erneuerung von Entwässerungskanälen mit 22,5 Prozent mehr zu Buche schlägt als noch vor einem Jahr und ein Ende der Preisschraube nicht zu erkennen ist, müssen bei der Landesregierung alle roten Warnleuchten angehen. Denn alle unsere gemeinsamen Ziele sind angesichts dieser Entwicklung in Gefahr:
- Der öffentlich geförderte Wohnungsbau wird trotz aller Anstrengungen – ich erinnere an die Verbesserung der Förderrichtlinien und die Novellierung der Landesbauordnung – im Keim ersticken.
- Das Neubauziel für Sozialwohnungen wird nicht erreicht, weil hohe Baukosten hohe Mieten nach sich ziehen.
- Der Klimaschutz im Gebäudebereich wird ins Stocken geraten, denn die Investoren – zumeist auch private Hausbesitzer – werden von der „Bauflation“ abgeschreckt: Damit werden dringend benötigte energetische Sanierungen nicht umgesetzt.
Ich fordere daher nochmals einen norddeutschen Baukostengipfel. Politik und Bauwirtschaft müssen schnellstens die Situation analysieren, um einen weiteren Anstieg der Preise zu verhindern.“