Hannover/Bremen Fünf renommierte Wissenschaftler – Ingenieure und Architekten – haben grundlegend neue Klimastrategien für den Gebäudesektor formuliert. Sie kritisieren das derzeitige „blinde Streben nach höchster Energieeffizienz“ und fordern eine praxisorientierte Politik, die auf die Senkung der Treibhausgasemissionen abzielt. Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) ruft die Landesregierungen in Hannover und Bremen auf, die Initiative zu unterstützen.
vdw-Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt sagt dazu:
„Die von den namhaften Professoren geforderte Kehrtwende ist dringend nötig. Nicht nur der Neubau, sondern auch die energetische Sanierung der vielen alten Gebäude in Deutschland ist ins Stocken geraten. Jetzt zeigt uns die Wissenschaft einen Ausweg aus dem Dilemma: den Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudebereich. Ich rufe die Landesbauminister Özlem Ünsal und Olaf Lies auf, diesen Lösungsansatz für das Gelingen der Klimawende im Gebäudesektor zu unterstützen und dem Beispiel des vdw zu folgen und der Initiative beizutreten.
Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft hat mit ihrem Beitritt ein klares Zeichen gesetzt, dass sich die Klimapolitik im Gebäudesektor völlig verrannt hat und schleunigst ein Kurswechsel erforderlich ist. Vorgaben wie KfW 40-Standard im Neubau oder KfW 55 -Standard im Bestand führen in die falsche Richtung. Die Orientierung an Energiebedarfswerten setzt falsche Prioritäten, kostet Unsummen und macht überhaupt keinen Sinn mehr.
Die Wissenschaftler Elisabeth Endres, Manfred Norbert Fisch, Dirk Hebel, Werner Sobek und Dietmar Walberg betonen in ihrem Manifest, dass es auf Dauer weder finanzierbar noch klimawirksam genug sei, Millionen Häuser immer weiter zu dämmen und aufwändig energetisch zu ertüchtigen. Stattdessen fordern sie:
- eine emissionsfreie Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien,
- eine maßvolle Gebäudesanierung,
- eine effiziente Wärmepumpen-Nutzung auch in teilsanierten oder moderat sanierten Altgebäude,
- die Einführung eines verbindlichen Emissionsminderungspfades bis 2045, der klare Reduktionsziele setzt und durch eine unabhängige Emissionsagentur überwacht wird,
- die Förderung von Bestandserhalt und Stärkung der Kreislaufwirtschaft.“
Das vollständige Manifest sowie weitere Hintergrundinformationen gibt es hier: Materialien_Initiative Praxispfad CO₂-Reduktion im Gebäudesektor