Hannover. Die Wohnungswirtschaft in Niedersachsen fordert die niedersächsischen und bremischen Bundestagskandidaten auf, die Erkenntnisse und die Umsetzungsvorschläge des Manifests „Praxispfad zur CO₂-Reduktion im Wohnungsbau“, das von renommierten Wissenschaftlern entwickelt wurde, in ihrer künftigen Arbeit – ob in einer Regierung oder in der Opposition – umzusetzen. Das Manifest zeigt auf, wie die Klimaziele im Gebäudesektor erreicht werden können, ohne dass soziale und wirtschaftliche Belastungen aus dem Ruder laufen. Es ruft dazu auf, den bisherigen Ansatz – nämlich die Dekarbonisierung vor allem durch Energieeffizienzmaßnahmen am Gebäude zu erreichen – zu überdenken und stattdessen die maßvolle energetische Sanierung verbunden mit einer flächendeckenden Versorgung mit CO₂-freier Energie in den Mittelpunkt zu stellen.
Unterstützung von Experten und Verbänden
Dr. Susanne Schmitt, Verbandsdirektorin des Verbands der Wohnungswirtschaft Niedersachsen und Bremen, Dr. Hans Reinold Horst vom Landesverband Haus & Grund Niedersachsen, Tibor Herzceg vom Verband Wohneigentum Niedersachsen sowie David Jacob Huber vom Landesverband BFW Niedersachsen/Bremen sprechen sich nachdrücklich für die Empfehlungen des Manifests aus.
Praktikable Ansätze für den Klimaschutz
Das Manifest stellt insbesondere folgende zentrale Ansätze in den Vordergrund:
- Emissionsminderung statt Effizienzklassen: Die Politik sollte verbindliche Emissionsminderungspfade bis 2045 einführen, um direkte CO₂-Einsparungen zu erzielen.
- Sanierungen mit Augenmaß: Statt auf teure Komplettsanierungen zu setzen, wird eine maßvolle Sanierungstiefe vorgeschlagen, die die Lebensdauer der Bauteile berücksichtigt.
- Klimafreundliche Technologien: Die Umstellung auf emissionsfreie Wärmequellen wie moderne Wärmepumpen soll Vorrang haben.
- Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft: Der Erhalt bestehender Gebäude und die Nutzung grauer Energie sind Schüssel zur Reduzierung von Ressourcenverbrauch und Bauabfällen.
Appell an die Politik
„Die Wissenschaft hat mit dem Manifest eine pragmatische und zukunftsweisende Grundlage geschaffen, die soziale Verantwortung und Klimaschutz gleichermaßen berücksichtigt. „Das ist genau der Kurs, den wir jetzt einschlagen müssen“, erklärt Dr. Schmitt. Die bisherige Politik der Dekarbonisierung vor allem durch Dämmung und energetischer Sanierung der vielen alten Bestände ist unbezahlbar und wird nicht zum Erreichen der Klimaziele führen. Wir brauchen auf der Bundesebene eine Einsicht und eine Umkehr: hin zu einer bezahlbaren und pragmatischen Klimapolitik auch im Gebäudesektor.”
Die Wohnungswirtschaft in Niedersachsen appelliert an alle kandidierenden Politikerinnen und Politiker zur Bundestagswahl 2025, die Vorschläge des Manifests in ihre künftige Arbeit einfließen zu lassen – unabhängig davon, ob sie in Regierungsverantwortung oder Opposition stehen werden. „Es geht darum, Klimaschutz machbar, sozialverträglich und wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten“, betont Huber.
Die Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen würde nicht nur die Klimaziele vorantreiben, sondern auch die finanzielle Belastung der Mieter und Vermieter reduzieren. „Ein klarer Kurswechsel hin zu praktischen und wirksamen Maßnahmen ist entscheidend, um bezahlbares Wohnen und Klimaschutz in Einklang zu bringen“, so Herzceg.
„Klimaschutz ist erstrangig, muss deshalb ohne Hürden machbar und wirtschaftlich für alle Player am Wohnungsmarkt verkraftbar sein. Nur mit diesem Grundansatz kann er vorangebracht werden. Alles andere hemmt. Und das können wir uns bei einem so wichtigen Thema nicht leisten“, erklärt Dr. Horst abschließend.