Dr. Susanne Schmitt: „Wir müssen uns an den guten Beispielen orientieren“
Hannover/Bremen. Am heutigen Dienstag ist in Berlin die Studie „Überforderte Quartiere – Engagement, Auswege, Lösungen“ vorgestellt worden. Darin wird auf Grundlage aktueller Daten und Entwicklungen analysiert, warum sich die Lage vieler Wohnquartiere in den vergangenen Jahren verschärft hat – und was jetzt getan werden muss, um den sozialen Zusammenhalt in Deutschland zu sichern. Auftraggeber der Studie ist der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, zu dessen Regionalverbänden auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) gehört.
Zu den Ergebnissen der Studie sagt vdw-Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt:
„Ein Vierteljahrhundert nach der vielbeachteten Studie Überforderte Nachbarschaften blickt die soziale Wohnungswirtschaft wieder sorgenvoll auf das Zusammenleben in den Quartieren: In vielen Wohnvierteln spitzen sich gesellschaftliche Herausforderungen weiter zu. Polarisierung, Überforderung kommunaler Strukturen, Rückzug der Zivilgesellschaft und wachsendes Misstrauen gegenüber Politik und Institutionen prägen zunehmend den Alltag in vielen Stadtteilen – mit direkten Auswirkungen auf das Wohnen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Diese Bilanz ist erschütternd. Zumal sich die Abwärtsentwicklung in einigen Bereichen mit großer Dynamik vollzieht.
Der vdw hatte vor 25 Jahren auf die Studie Überforderte Nachbarschaften schnell reagiert, sich dem Niedersächsischen Landespräventionsrat angeschlossen und später die Sicherheitspartnerschaft im Städtebau gegründet; außerdem sind wir Gründungspartner beim „Bündnis für gute Nachbarschaften“.
Dass wir trotz großer Anstrengungen wieder an einem kritischen Punkt angelangt sind, nimmt alle gesellschaftspolitisch Verantwortlichen in die Pflicht: Wir müssen zum einen ebenso schnell wie sorgfältig eingreifen, um das Miteinander in unseren Wohnquartieren zu fördern und die Nachbarschaften wieder zu stärken. Zum anderen benötigen wir vor allem langfristig ausgelegte Strukturen, um das Abkippen von Quartieren zu verhindern.
Die Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften in unserem Verband nehmen diese Aufgabe sehr ernst. Quartiere werden bei uns nicht nur gebaut, sondern auch mit wohnbegleitenden Maßnahmen unterstützt. Die vielen positiven Beispiele – unter anderem in Langenhagen-Wiesenau, in der Braunschweiger Weststadt, in Osterholz-Tenever oder im neuen Stadtteil Hannover-Kronsrode – zeigen, wie es gehen könnte. Politik und Verwaltung dürfen die sozialen Vermieter mit dieser Aufgabe jedoch nicht alleine lassen.“