Hannover. Was steht drin im Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen zum Wohnungsmarkt? Wer könnte diese Frage besser beantworten als Carolin Wandzik, schließlich gehört die GEWOS-Geschäftsführerin zum Expertengremium und ist verantwortlich für diesen Teilaspekt der Studie. Im Online-Talk des vdw skizzierte sie kurz und kompakt die wichtigsten Erkenntnisse. Ihr Fazit nahm sie dabei gleich vorweg: „Wohnen ist auf den Immobilienmärkten derzeit der Fels in der Brandung.“ Während sich auf den Wohnungsmärkten die positiven Trends der vorigen Jahre fortsetzen, hätten etwa Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie gravierende Probleme.
Bei den Transaktionen erzielten Wohnimmobilien weiterhin Rekordumsätze. Bemerkenswert: Der Umsatz mit Mehrfamilienhäusern nimmt spürbar zu, und die Ergebnisse in den sieben deutschen A-Städten wachsen nur noch mit geringer Dynamik.
Die Immobilienweisen sehen nach Wandziks Worten in der Nach-Corona-Zeit ein großes Wachstumspotenzial vor allem im Umland von Großstädten sowie in Klein- und Mittelzentren mit einer funktionierenden Grundversorgung. Grund für die Verschiebung seien auch neue Arbeitsmodelle wie z.B. das Homeoffice. Wandziks Ansicht nach, werden sich Hybrid-Modelle – also ein Mix aus Büro und Homeoffice – ergeben und langfristig durchsetzen. Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt hakte nach, ob Co-Working-Projekte auch neue Perspektiven für die Wohnungswirtschaft böten? Wandzik: „Unbedingt. Voraussetzung ist eine ausreichende digitale Infrastruktur. Generell sind Homeoffice und Co-Working nicht nur Großstadtthemen.“
Die GEWOS-Chefin sieht die Gefahr, dass sich die Corona-Krise zeitverzögert stärker als bisher auch auf den Wohnungsmärkten niederschlägt. „Das Geld der Haushalte wird sicherlich nicht mehr.“ Umso bedeutender sei ein ausreichendes Angebot bezahlbarer Wohnungen. Den Schwund der öffentlich geförderten Bestände sieht sie in diesem Zusammenhang kritisch.
Auch die umfassenden Klimaschutzmaßnahmen werden nach Worten Wandziks preistreibend wirken. Sie betonte, dass sich der Rat der Immobilienweisen deutlich für die Förderung energetischer Quartierslösungen ausgesprochen habe.
Neuland-Geschäftsführerin Irina Helm fragte, inwiefern intensive Neubautätigkeit zu einer Sättigung lokaler Märkte führen kann? In Wolfsburg habe man festgestellt, dass neue Wohnungen zu einem großem Teil Bestandsmieter anlocken, und so wiederum ältere Wohnungen frei werden. Sickereffekte dieser Art bringen nach Ansicht Wandziks Vor- und Nachteile mit sich, etwa die Möglichkeit von Mieterhöhungen bei Anschlussvermietungen. Es sei aber bislang nicht untersucht worden, wann alle innerstädtischen Umzugspotenziale ausgeschöpft sind.
Marcel Haselof, Geschäftsführer der neuen kommunalen Gesellschaft „WiO“ (Wohnen in Osnabrück), berichtete von massiven Investitionen in den lokalen Wohnungsbau durch internationale Kapitalanleger, die das bestehende Gefüge etwa in Osnabrück spürbar verändern. Wandzik dazu: „Anlagen im Mietwohnungsbereich von prosperierenden Städten wie Osnabrück sind eine sichere Bank und bieten verlockende Renditen.“ Daher dürften sich diese Entwicklungen weiter fortsetzen.
Der nächste vdw-Online-Talk findet am Montag, 31. Mai, statt. Thema diesmal: „Wohnungswirtschaft und Denkmalschutz“. Gesprächspartner von Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt werden die Präsidentin des Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Christina Krafczyk, und die zuständige Referatsleiterin im Niedersächsischen Wissenschaftsministerium, Dagmar von Reitzenstein, sein.