Login

Login

Kontakt

Telefonnummer:
0511/1265-01

Verbandstag 2023 in Bremen

Verbandstag 2023 in Bremen / 240 Gäste / Politik lobt den vdw

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Bremen. Strahlender Sonnenschein und verlockendes Spätsommerwetter ließen das Bremer Parkhotel zu einer angenehm milde stimmenden Kulisse für den diesjährigen vdw-Verbandstag werden. So war die Stimmung unter den rund 240 Gästen besser als es die

schwierigen und vielfach kritisierten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die sozialorientierte Wohnungswirtschaft hätten befürchten lassen.

Das zweitägige Branchentreffen stand gleichwohl ganz im Zeichen der drängenden Fragen zum bezahlbaren Wohnen und zum klimagerechten Umbau der Wohnungsbestände. Mehr als 20 Fachaussteller boten den Vertretern der Wohnungsunternehmen hierzu Informationen und Beratungen rund um neue Dienstleistungen und Produkte.

Gegenüber dem „Weser-Kurier“ betonte Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt, dass die Preisentwicklung beim Wohnungsbau, verursacht durch Inflation, Zinssteigerungen und verteuerte Baukosten, die vdw-Unternehmen „sehr belasten“. Und weiter: „Bei uns ist es insofern dramatisch, weil wir ja die sozialen Vermieter sind – in Bremen im Durchschnitt

mit Kaltmieten bei 6,30 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2022. Dieses Niveau wollen wir halten und für Menschen mit kleinerem Einkommen auch künftig guten Wohnraum anbieten.“

Damit hatte sie praktisch die Tonlage für den Verbandstag vorgegeben, dessen passendes Motto wohl „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ gewesen wäre. Nach Gremiensitzungen und Mitgliederversammlung am Dienstag, begann der Mittwoch mit Politik. Die Verbandsdirektorin machte an verschiedenen Punkten deutlich, dass die Politik die Belange der sozialorientierten Wohnungswirtschaft aus dem Blick verloren habe. Der Bremer Staatsrat Dr. Ralph Baumheier (in Vertretung von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und Bausenatorin Özlem Ünsal, die bei der konstituierenden Sitzung der Bürgerschaft unabkömmlich waren) kündigte für das nächste Jahr eine neue Wohnraumförderung in Bremen an. Außerdem werde die Landesbauordnung überarbeitet. Niedersachsens Bauminister Olaf Lies sagte, angesichts der schlechten Stimmung im Land („Schwieriger war es lange nicht!“) müsse es gelingen, „die Kritik umzuwandeln in eine Debatte um Lösungen“. Dazu sei aber mehr Zuversicht nötig. Lies lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit dem vdw – unter anderem rund ums Gebäudeenergiegesetz.

GdW-Präsident Axel Gedaschko berichtete, dass die Verzweiflung der Menschen, keine bezahlbare Wohnung zu finden, in einigen Fällen bereits in Aggressivität gegenüber Mitarbeitern in Mitgliedsunternehmen umgeschlagen sei. Ursache? Mit der Zielzahl von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr habe der Staat Erwartungen geweckt, die absehbar nicht zu erfüllen waren. Außerdem verlege sich der Neubau auf sehr teure oder eben öffentlich geförderte Wohnungen. „Aber für die Mitte der Bevölkerung haben wir kein Versprechen“, sagte Gedaschko. Noch schlimmer sei die Benachteiligung der sozialen Wohnungswirtschaft beim GEG oder anderen Klimagesetzen: „Es ist so unsozial, so ungerecht, wie mit uns und unseren Mietern umgegangen wird.“ Noch ein Beispiel: „Die dämliche neue AfA ist ein Zahnärzteförderprogramm, aber für die Wohnungswirtschaft eine Nullnummer.“

Am Nachmittag wurde der Verbandstag mit einer Fachtagung zum Thema Geothermie fortgesetzt (Fachbeiträge dazu finden sich im Programmheft zum Verbandstag und in diesem magazin). Tenor auch hier: Einfach mal anfangen und nicht alles zerreden! Dass die Realität mitunter ganz anders aussieht, berichteten Rainer Detjen (spar+Bau Hannover) und Claus Vollmer (GBN Nienburg), die sich bereits mit Geothermieprojekten befasst haben und zum Teil an langwierigen Genehmigungsverfahren verzweifeln.

Beim Abschlussabend auf der Weser konnten Verbandsdirektorin Dr. Schmitt und Prüfungsdirektor Gerhard Viemann auch Bürgermeister Dr. Bovernschulte und Senatorin Ünsal begrüßen. Bovenschulte hob die gute Partnerschaft mit dem vdw und den Bremer Wohnungsunternehmen hervor. Die Krisenstimmung im Land habe er natürlich auch registriert, aber er sei sich sicher, dass Staat, Wirtschaft und Bürger auch diese Probleme bewältigen werden.

Zum Schluss also eine optimistische Botschaft – passend zum Wetter und zum Abendrot über der Weser. Die dunklen Wolken und der „perfekte Sturm“ rund um die Wohnungswirtschaft schienen tatsächlich für einige Momente vergessen.

Der nächste vdw-Verbandstag findet am 3./4. September 2024 in Emden statt.