Bad Lauterberg im Harz. Der Verbandstag der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen (vdw) steht im Zeichen der bevorstehenden Kommunal- und Bundestagswahlen. Rund 150 Vertreter sozialorientierter Wohnungsunternehmen sowie zahlreiche Experten aus Politik und Wissenschaft treffen sich in dieser Woche in Bad Lauterberg im Harz, um über bessere Rahmenbedingungen für das bezahlbare Wohnen, mehr Klimaschutz im Gebäudesektor und nachhaltige Unternehmensstrategien zu diskutieren. Zentrale Botschaft: Bezahlbares Wohnen ist Daseinsvorsorge und muss nach der Bundestagswahl ganz oben auf der politischen Agenda stehen!
Entsprechend groß sind die Erwartungen von Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt an das vdw-Jahrestreffen, das im vorigen Jahr noch der Pandemie zum Opfer gefallen ist: „Für uns ist es immens wichtig, mit der Politik, mit den Verwaltungen, aber auch untereinander im Gespräch zu bleiben. Nur gemeinsam können wir die Probleme an den Wohnungsmärkten lösen. Denn es ist noch sehr viel zu tun.“
In diesem Jahr begrüßt der vdw zu seinem Verbandstag unter anderem den Niedersächsischen Staatssekretär Frank Doods, den stellvertretenden Landrat Dr. Andreas Philippi, Bürgermeister Dr. Thomas Gans sowie den Präsidenten des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Axel Gedaschko. Am Mittwochnachmittag werden fünf Bundestagsabgeordnete bzw. -kandidaten über die wahlentscheidenden Themen diskutieren.
Die Herausforderungen, vor denen der vdw und seine Mitglieder stehen, sind komplex. Angesichts rapider steigender Baukosten und fehlender Kapazitäten im Bauhandwerk spricht sich Dr. Schmitt weiterhin für einen länderübergreifenden Baukostengipfel in Niedersachsen und Bremen aus, bei dem die betroffenen Branchen wie Baustoffindustrie, Bau- und Wohnungswirtschaft, Architekten, Handel und Handwerk gemeinsam mit den Landesregierungen nach Wegen aus dem Dilemma suchen könnten. „Die Politik muss jetzt das Heft in die Hand nehmen. Sonst wird der Mietwohnungsneubau trotz der zuletzt verbesserten Förderbedingungen keine Fahrt aufnehmen“, sagte die vdw-Chefin.
Die Wohnungswirtschaft legt bei ihrem Verbandstag weitere Vorschläge auf den Tisch, wie die enormen Herausforderungen von Klimaschutz, demografischem Wandel und digitaler Transformation bewältigt werden können. „Wir brauchen eine verlässliche Förderung der wirklich effektiven Klimaschutzmaßnahmen, die verstärkte Nutzung regenerativer Energiequellen auch bei den Versorgern, mehr und günstigere Baugrundstücke, digitalisierte Genehmigungs- und Planungsverfahren und ein deutlich größeres staatliches Engagement für den Bau und Erhalt von Sozialwohnungen.“
Trotz des schwierigen Umfelds kündigen die 178 Mitgliedsunternehmen im vdw für das laufende Geschäftsjahr Investitionen in Höhe von 1,35 Milliarden Euro an. Schwerpunkt bleibt der Neubau mit rund 774 Millionen Euro – das wäre ein Plus von rund 180 Millionen Euro gegenüber 2020. Die weiteren Ausgaben gehen in den Erhalt und die Verbesserung der Wohnungsbestände. Maßgeblichen Anteil hat die energetische Modernisierung. „Diese Investitionen stärken das lokale Handwerk, denn viele Aufträge bleiben in der Region. Damit sichern unsere Unternehmen viele tausend Arbeitsplätze“, betont Dr. Schmitt.
Gleichzeitig dämpfen die Wohnungsunternehmen mit ihren durchschnittlichen Nettokaltmieten von 5,71 Euro pro Quadratmeter in Niedersachsen und 5,98 Euro pro Quadratmeter im Land Bremen die Mietenentwicklung. „Wir sind die Mietpreisbremse! Der Staat sollte sich mit regulatorischen Eingriffen in den Wohnungsmarkt zurückhalten“, sagt Verbandsdirektorin Dr. Schmitt.